Kratom: Was es ist & wie eine Abhängigkeit entstehen kann

Kratom, eine in Südostasien beheimatete Pflanze, gewinnt weltweit an Popularität. Oft als natürliche Alternative zu Schmerzmitteln oder als Mittel zur Stimmungsaufhellung beworben, verbirgt sich hinter der Substanz eine komplexe Wirkungsweise mit erheblichen Risiken. Dieser Ratgeber bietet Ihnen einen Überblick zur Substanz Kratom. Sie werden erfahren, was diese Droge genau ist, wie sie wirkt und vor allem, wie der Konsum in eine ernsthafte Abhängigkeit führen kann. Ziel ist es, Ihnen das notwendige Wissen an die Hand zu geben, um die Gefahren zu verstehen, Anzeichen einer Sucht zu erkennen und Wege zur Hilfe für Betroffene aufzuzeigen.

Informationen zu dieser Substanz finden Sie z.B. auch bei European Union Drugs Agency (EUDA): https://www.euda.europa.eu/publications/drug-profiles/kratom_de

Einleitung: Kratom verstehen

Worum es in diesem Ratgeber geht

Dieser Leitfaden dient als Informationsquelle zu Kratom. Wir beleuchten die botanischen Grundlagen, die chemischen Wirkstoffe und die verschiedenen Formen des Konsums. Ein zentraler Fokus liegt auf der Erklärung der ambivalenten Wirkung, die je nach Dosis zwischen anregend und beruhigend schwankt. Wir analysieren detailliert den Prozess, wie aus regelmässigem Konsum eine psychische und physische Abhängigkeit entsteht, welche Symptome damit einhergehen und was Betroffene während eines Entzugs erwartet. Zudem klären wir über die rechtliche Situation in Deutschland auf und zeigen Hilfsangebote für Personen auf, die einen Ausweg aus der Sucht suchen.

Die wachsende Bedeutung von Kratom als Substanz

Kratom ist längst kein Nischenprodukt mehr. Der globale Markt wächst rasant; Schätzungen gehen davon aus, dass der Kratom-Markt von 1,6 Milliarden USD im Jahr 2024 auf rund 3,8 Milliarden USD bis 2034 ansteigen wird. Dieses Wachstum spiegelt eine steigende Zahl von Konsumenten wider, die Kratom aus unterschiedlichsten Gründen nutzen – von der Selbstmedikation bei Schmerzen oder Depressionen bis hin zum Freizeitkonsum. Diese zunehmende Verbreitung macht eine fundierte Aufklärung über die Risiken und die Gefahr einer Abhängigkeit umso wichtiger, um sowohl potenzielle Konsumierende als auch bereits betroffene Personen zu erreichen.

Was ist Kratom? Herkunft, Inhaltsstoffe und Konsumformen

Botanik und traditionelle Nutzung der Pflanze

Kratom (Mitragyna speciosa) ist ein tropischer Baum aus der Familie der Kaffeegewächse, der vor allem in Thailand, Malaysia und Indonesien heimisch ist. In diesen Regionen werden die Blätter des Baumes seit Jahrhunderten traditionell genutzt. Arbeiter kauten die frischen Blätter, um ihre Ausdauer und Leistungsfähigkeit bei harter körperlicher Arbeit zu steigern und Ermüdung zu bekämpfen. In der traditionellen Medizin wurde die Substanz zudem zur Behandlung von Schmerzen, Durchfall und Fieber eingesetzt.

Die Hauptwirkstoffe: Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin (Erklärung der Alkaloide und ihre Rolle)

Die Wirkung von Kratom basiert auf seinen aktiven Inhaltsstoffen, den sogenannten Alkaloiden. Die beiden wichtigsten sind Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin. Diese Alkaloide sind chemische Verbindungen, die für die psychoaktiven Effekte der Pflanze verantwortlich sind. Mitragynin ist mengenmässig das vorherrschende Alkaloid, während 7-Hydroxymitragynin in weitaus geringeren Konzentrationen vorkommt, aber eine deutlich stärkere Wirkung entfaltet. Ihre chemische Struktur ermöglicht es ihnen, im Gehirn an spezifische Rezeptoren anzudocken und so die Wahrnehmung, Stimmung und das Schmerzempfinden zu beeinflussen.

Gängige Konsumformen und Darreichungsformen

Die Art des Konsums hat sich von der traditionellen Nutzung weiterentwickelt. Heute wird Kratom meist in getrockneter und pulverisierter Form angeboten. Das Pulver wird häufig in Wasser oder Saft eingerührt und getrunken („Toss and Wash“-Methode). Alternativ kann es als Tee aufgebrüht werden. Zunehmend sind auch Kapseln, Tabletten und hochkonzentrierte Extrakte in flüssiger oder harzartiger Form erhältlich. Diese modernen Darreichungsformen erleichtern den Konsum und die Dosierung, erhöhen aber auch das Risiko einer unbeabsichtigten Überdosierung und beschleunigen die Toleranzentwicklung.

Die Wirkungsweise von Kratom: Zwischen Anregung und Sedierung

Interaktion mit dem Gehirn und Neurotransmittern

Die Alkaloide in Kratom interagieren primär mit den Opioidrezeptoren im Gehirn, denselben Rezeptoren, die auch von Drogen wie Morphin oder Heroin aktiviert werden. Diese Interaktion erklärt die schmerzlindernde und euphorisierende Wirkung der Substanz. Gleichzeitig beeinflusst Kratom aber auch andere Neurotransmittersysteme, wie die Ausschüttung von Serotonin und Dopamin. Diese duale Wirkungsweise führt zu einem komplexen Effektprofil, das sich je nach Dosis stark unterscheidet und sowohl stimulierende als auch sedierende Eigenschaften aufweist.

Kurzfristige Wirkungen bei niedrigem und hohem Konsum

Die Wirkung von Kratom tritt in der Regel innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach dem Konsum ein und hält mehrere Stunden an. Bei niedriger Dosierung überwiegen die stimulierenden Effekte: Konsumenten berichten von erhöhter Energie, gesteigerter Geselligkeit und Konzentration. Bei höherer Dosierung kehrt sich die Wirkung um. Es dominieren sedierende, schmerzlindernde und euphorisierende Effekte, die denen von Opioiden ähneln. Die Person fühlt sich entspannt, schmerzfrei und oft in einem traumähnlichen Zustand.

Welche Nebenwirkungen von Kratom sind bekannt?

Die Einnahme von Kratom ist mit einer Reihe von Nebenwirkungen und gesundheitlichen Risiken verbunden.

Häufige und akute Nebenwirkungen:

  • Magen-Darm-Beschwerden: Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Appetitlosigkeit und Mundtrockenheit gehören zu den häufigsten kurzfristigen Nebenwirkungen.
  • Neurologische Effekte: Schwindel, Benommenheit, Kopfschmerzen und ein „alkoholähnlicher Kater“ am Tag nach der Einnahme können auftreten. In höheren Dosen sind auch Verwirrung, Koordinationsprobleme und in seltenen Fällen Krampfanfälle oder Halluzinationen möglich.
  • Kardiovaskuläre Effekte: Herzrasen (Tachykardie) und Blutdruckschwankungen (Hypotension) können beobachtet werden.
  • Weitere körperliche Symptome: Anstieg der Körpertemperatur, Schwitzen, Juckreiz, sowie Muskelkrämpfe und -schmerzen sind ebenfalls berichtet worden.

Langfristige Nebenwirkungen und Risiken:

  • Abhängigkeit und Entzugserscheinungen: Bei regelmässigem und übermässigem Konsum kann sich eine körperliche und psychische Abhängigkeit entwickeln. Unangenehme Entzugserscheinungen ähneln denen eines Opioid-Entzugs.
  • Hautveränderungen: Eine vermehrte Hautpigmentierung, insbesondere im Gesicht und an den Händen, wurde bei Langzeitkonsum beobachtet.
  • Gewichtsverlust: Gewichtsverlust kann eine Folge eines chronischen Kratom-Konsums sein.
  • Psychische Effekte: Neben Angst und Depression können auch psychotische Symptome wie Paranoia, Wahnvorstellungen und psychische Instabilität auftreten. Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisprobleme sind ebenfalls möglich.
  • Atemdepression: Insbesondere bei hohen Dosen oder in Kombination mit anderen Substanzen kann Kratom eine Atemdepression (verlangsamte Atmung) verursachen, die lebensbedrohlich sein kann.
  • Todesfälle: International wurden Todesfälle im Zusammenhang mit Kratom berichtet, sowohl bei Monointoxikationen als auch in Kombination mit anderen Substanzen.

Wechselwirkungen und Verunreinigungen:

  • Kombination mit anderen Substanzen: Die gleichzeitige Einnahme von Kratom mit Alkohol, anderen Medikamenten (insbesondere solchen, die das zentrale Nervensystem dämpfen) oder illegalen Drogen erhöht das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen erheblich, einschließlich Atemdepression und Herz-Kreislauf-Problemen.
  • Verunreinigungen: Kratomprodukte können mit Pestiziden, Schwermetallen, Bakterien (z.B. Salmonellen) oder minderwertigen Füllstoffen verunreinigt sein, was zusätzliche Gesundheitsrisiken birgt.

Der Weg in die Abhängigkeit: Mechanismen und Risikofaktoren

Definition und Entstehung psychischer und physischer Abhängigkeit

Eine Abhängigkeit von Kratom entwickelt sich auf zwei Ebenen. Die physische Abhängigkeit entsteht, weil sich der Körper an die regelmäßige Zufuhr der Alkaloide gewöhnt. Die Opioidrezeptoren passen sich an, und der Körper benötigt die Substanz, um normal zu funktionieren. Bleibt die Zufuhr aus, kommt es zu körperlichen Entzugserscheinungen. Parallel dazu entwickelt sich eine psychische Abhängigkeit: Die Person verspürt ein starkes, oft unkontrollierbares Verlangen (Craving) nach der Droge, um positive Gefühle zu erleben oder negative Zustände wie Stress oder Angst zu vermeiden.

Die Rolle von Toleranzentwicklung und Dosissteigerung

Ein zentraler Mechanismus bei der Entstehung einer Abhängigkeit ist die Toleranzentwicklung. Mit der Zeit benötigt der Körper immer höhere Dosen, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Was als gelegentlicher Konsum beginnt, kann schnell in einen Missbrauch münden, bei dem die Dosis kontinuierlich gesteigert wird. Diese Dosissteigerung erhöht nicht nur das Risiko für Nebenwirkungen, sondern beschleunigt auch die Entwicklung einer starken physischen und psychischen Abhängigkeit, aus der betroffene Personen nur schwer wieder herausfinden.

Individuelle Prädisposition und Risikofaktoren

Nicht jede Person, die Kratom konsumiert, wird zwangsläufig abhängig. Bestimmte Faktoren erhöhen jedoch das Risiko erheblich. Dazu gehören eine genetische Veranlagung für Suchterkrankungen, bereits bestehende psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen sowie ein sozial instabiles Umfeld. Personen, die Kratom zur Selbstmedikation von chronischen Schmerzen oder psychischen Problemen verwenden, sind besonders gefährdet, in einen Kreislauf aus Konsum und Abhängigkeit zu geraten.

Erkennen einer Kratom-Abhängigkeit: Anzeichen und Symptome

Verändertes Konsumverhalten und Kontrollverlust bei Konsumierenden

Ein klares Anzeichen für eine beginnende Abhängigkeit ist der Verlust der Kontrolle über den Konsum. Konsumierende nehmen die Substanz häufiger oder in größeren Mengen als geplant ein. Viele Versuche, den Konsum zu reduzieren oder einzustellen, scheitern. Der Alltag beginnt sich zunehmend um die Beschaffung und den Konsum von Kratom zu drehen, während andere Interessen und Verpflichtungen vernachlässigt werden.

Körperliche Symptome der Abhängigkeit

Bei regelmässigem, hochdosiertem Konsum können sich verschiedene körperliche Symptome zeigen. Dazu gehören chronische Verstopfung, starker Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit und eine Hyperpigmentierung der Haut, insbesondere im Gesicht. Ein weiteres deutliches Anzeichen sind Entzugserscheinungen, die auftreten, wenn der Konsum pausiert wird, wie beispielsweise Schwitzen, Restless-Legs-Syndrom, Muskelschmerzen und Schlaflosigkeit.

Psychische und emotionale Anzeichen

Psychisch äußert sich eine Abhängigkeit oft durch starke Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Angstzustände, besonders wenn die Wirkung der Droge nachlässt. Betroffene wirken oft emotional abgestumpft oder apathisch, solange sie nicht unter dem Einfluss der Substanz stehen. Das starke Verlangen (Craving) nach Kratom dominiert die Gedanken und führt zu innerer Unruhe und Nervosität.

Soziale, berufliche und finanzielle Folgen für Betroffene

Die Abhängigkeit hat weitreichende Konsequenzen. Soziale Kontakte zu Freunden und Familie werden vernachlässigt, da sich das Leben auf die Droge konzentriert. Die Leistungsfähigkeit im Beruf oder in der Ausbildung lässt nach, was zu Konflikten oder zum Verlust des Arbeitsplatzes führen kann. Der ständige Kauf der Substanz kann zudem finanzielle Probleme verursachen, die Betroffene weiter in die Isolation treiben können.

Der Entzug von Kratom: Was erwartet Betroffene?

Typische Entzugserscheinungen (Physisch und psychisch)

Der Entzug von Kratom ähnelt dem eines Opioidentzugs, ist aber in der Regel weniger intensiv. Zu den typischen physischen Symptomen gehören unserer Erfahrung nach vor allem das Restless-Legs-Syndrom und ausgeprägtes Schwitzen (zumeist in der Nacht). Psychisch können Betroffene unter innerer Unruhe, Angst, Depressionen und Reizbarkeit leiden.

Zeitlicher Verlauf des Entzugs

Die akuten Entzugserscheinungen beginnen etwa 12 bis 24 Stunden nach der letzten Dosis. Sie erreichen ihren Höhepunkt nach etwa 72 Stunden und klingen in der Regel innerhalb von einer Woche ab. Der Verlauf ist individuell und hängt von der Dauer und Höhe des bisherigen Konsums ab. Die ersten Tage sind körperlich am anspruchsvollsten, während in der Folgezeit die psychischen Symptome in den Vordergrund treten.

Kratom und Recht: Die aktuelle Gesetzeslage

Kratom im deutschen Betäubungsmittelgesetz und die Rechtslage für „Besitz“ und „Handel“

In Deutschland unterliegt Kratom derzeit nicht direkt dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Das bedeutet, der bloße Besitz geringer Mengen für den Eigenbedarf ist in der Regel nicht strafbar. Allerdings ist die Rechtslage komplex. Kratom darf nicht als Lebens- oder Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden. Der Handel mit Kratom, insbesondere wenn es mit gesundheitsbezogenen Aussagen beworben wird, kann als Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz gewertet und strafrechtlich verfolgt werden. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnt ausdrücklich vor der Anwendung, da Wirksamkeit und Sicherheit nicht belegt sind.

Unterschiede in der rechtlichen Bewertung in der EUROPÄISCHEN UNION und Deutschland

Die rechtliche Einstufung von Kratom ist in der Europäischen Union uneinheitlich. Während Deutschland eine eher unklare Regelung hat, haben mehrere andere EU-Länder wie Dänemark, Polen oder Schweden die Substanz vollständig verboten und unter ihre Betäubungsmittelgesetze gestellt. Diese unterschiedlichen Regelungen erschweren den grenzüberschreitenden Umgang mit der Substanz und führen zu Rechtsunsicherheit für Konsumenten.

Die Rolle von Drogenschnelltests und Drogentests bei der Nachweisbarkeit

Standard-Drogenschnelltests, wie sie etwa bei Verkehrskontrollen eingesetzt werden, erkennen Kratom-Alkaloide in der Regel nicht. Für den Nachweis sind spezielle Labortests erforderlich, die gezielt nach Mitragynin und seinen Abbauprodukten in Blut oder Urin suchen. Die Nachweisbarkeit hängt von der Konsumfrequenz und -menge ab, beträgt im Urin aber meist mehrere Tage. Bei rechtlichen Auseinandersetzungen oder im Rahmen von Therapien können solche spezifischen Drogentests angeordnet werden.

Hilfe bei Kratom-Abhängigkeit: Wege aus der Sucht

What’s Next?

Sie haben nun einen umfassenden Überblick über Kratom erhalten – von seiner Herkunft über die komplexe Wirkungsweise bis hin zur ernsthaften Gefahr der Abhängigkeit und den damit verbundenen Konsequenzen. Das Wissen um die Mechanismen von Toleranzentwicklung, die Symptome einer Suchterkrankung und die Realitäten eines Entzugs ist der erste und wichtigste Schritt zur Prävention und zur Hilfe für Betroffene. Sie verstehen nun, dass Kratom keine harmlose pflanzliche Alternative ist, sondern eine psychoaktive Substanz mit erheblichem Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial.

Wenn Sie selbst oder eine Person in Ihrem Umfeld von einer Kratom-Abhängigkeit betroffen sind, ist der nächste Schritt, aktiv zu werden. Zögern Sie nicht, unsere Hilfe für einen Entzug in Anspruch zu nehmen. Der Weg aus der Abhängigkeit ist herausfordernd, aber mit unserer Unterstützung absolut machbar. Informieren, erkennen und handeln – das sind die Schlüssel zu einem gesunden und selbstbestimmten Leben.

Fragen und Antworten zur Kratom-Abhängigkeit

Das Wichtigste, und oft auch das Schwierigste ist, zu akzeptieren, dass der Betroffene nur aus eigener Überzeugung bereit sein wird, an seinem Leben etwas zu ändern. Niemand kann einen anderen «retten». Durch die Wirkung von Kratom ergibt sich eine verzerrte Wahrnehmung der Realität. Eine klare Haltung der Umgebung, die vom Süchtigen nicht die Konsequenzen seiner Sucht fernhält und von ihm verantwortliches Handeln fordert – und damit auch zutraut – ist deshalb häufig die beste Hilfe.
Abhängigkeitskriterien nach dem ICD-10: Die ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) befasst sich mit international anerkannten Klassifikationen und Kriterien zur Klärung medizinischer Diagnostik. Nach ICD-10 besteht z. B eine Opioid- oder Opiatabhängigkeit, wenn während des letzten Jahres mindestens drei der folgenden Symptome oder Verhaltensweisen vorkamen: 1. ein starker Wunsch oder Zwang, die Opiate oder Opioide zu konsumieren, 2. verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich des Konsums (Kontrollverlust), 3. Substanzgebrauch mit dem Ziel, Entzugssymptome zu mildern, 4. körperliches Entzugssyndrom, 5. Toleranzentwicklung (Gewöhnung an höhere Dosen), 6. fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen, 7. anhaltender Suchtmittelkonsum trotz des Nachweises eindeutiger schädlicher Folgen (wie Müdigkeit, depressive Verstimmung, Arbeitsplatzverlust) und 8. eingeengtes Verhaltensmuster im Umgang mit der Substanz. H. Dilling, W. Mambour, H. Schmidt: Internationale Klassifikation psychischer Störungen: ICD-10. 2. Auflage. Weltgesundheitsorganisation, Huber, Bern 2008.
Der menschliche Organismus ist in der Lage seine eigenen Opioide («endogene Morphine = Endorphine) herzustellen. Äusserst potente Substanzen, die schmerzstillende und euphorisierende Wirkungen zeigen. Durch wiederholte Zufuhr von externen Morphinen stellt sich der Körper auf den dadurch künstlich erhöhten Spiegel ein. Da ein übergrosses Angebot vorliegt, wird die körpereigene Produktion vermindert. Der Stoffwechsel des Organismus passt sich in vielerlei Hinsicht der externen Zufuhr an. Das Gehirn lernt, auf eine Art und Weise zu funktionieren, die dem dauernd erhöhten Pegel durch externe Opioide Rechnung trägt. Das Ausmass dieser «Abhängigkeit von externer Zufuhr» wird dabei im Wesentlichen von der Dosierung, der Dauer des Konsums, der Art der Substanz und Konsumform bestimmt. Deshalb ist es möglich, dass jemand auf Dauer mit einer Dosis lebt, die für einen gesunden Menschen mehr als einmal tödlich wäre. Dieses Phänomen nennt sich Opioidtoleranz. Die Gewöhnung verlangt nach immer höheren Dosen um den gleichen Effekt zu erhalten. Dabei gilt eine nichtlineare Skala. Wenn also die Opioidtoleranz dazu führt, dass der für das Wohlbefinden notwendige Spiegel nicht mehr erreicht wird, erfolgt eine Erhöhung der Dosis. Wird nun die Dosis um z.B. 10% erhöht, führt das auf Dauer zu hohen Schritten in absoluten Zahlen, die dann mit der Zeit über die Gewöhnung wiederum an Wirkung einbüssen. Dieses «hinterherrennen» ist Ursache für viele Probleme, zum Beispiel bei chronischen Schmerzen, da mit den höheren Dosen auch die Nebenwirkungen zunehmen. In der Regel ist es empfehlenswerter, die Opioidtoleranz mit gezielten Massnahmen in Schach zu halten als die Dosis zu erhöhen. Während einer Entzugsbehandlung wir die Opioidtoleranz praktisch vollkommen rückgängig gemacht, das heisst der erneute Konsum der Eingangsdosis könnte am Ende des Entzugs zu ernsten Problemen («Überdosis») führen. Die Opioid-Abhängigkeit bleibt ohne direkte Konsequenzen, solange der notwendige Spiegel durch externe Zufuhr dauernd erneuert wird und ein gewisses Minimum nicht unterschreitet. Diese stete Erneuerung wird durch den Stoffwechsel verlangt, der die Opioide laufend abbaut. Solange die Zufuhr regelmässig erfolgt, bleibt der Umbau der Funktionsweise des Organismus ohne allzu offensichtliche Symptome. Mit einer Opioid-Abhängigkeit lässt sich sehr unauffällig leben, wenn die (oft mehrmals) tägliche Zufuhr nicht unterbrochen wird. Kommt es zu einem Unterbruch der Einnahme, sinkt der Spiegel der körperfremden Opioide langsam ab. Ab einer bestimmten Schwelle wird das als Entzugserscheinung wahrgenommen. Mit Anfänglich nur leichten, mit Dauer des Ausbleibens aber immer stärkeren Symptomen verlangt der Körper nach externer Zufuhr. Diesem heftigen auch psychischem Verlangen wird dann meistens wieder entsprochen und der Zyklus beginnt von Neuem.
Anzeichen, welche sich nach einer Gewöhnung, bei der ausbleibenden Zufuhr eines Opioids zeigen. Die Symptome treten in Abhängigkeit der eingenommenen Substanz und der Applikationsform (z.B. oral oder nasal), zeitlich schneller oder langsamer und schwächer oder stärker auf. Unabhängig von der Art des verwendeten Opioids sind die Anzeichen für einen Entzug bei allen Opioiden ähnlich. Kurz ein paar der häufigsten (körperlichen) Entzugssymptome: • Rhinorrhoe (laufende Nase) • Niesen • Mydriasis (Weitstellung der Pupillen) • Tränenfluss • Gähnen • Doppelbilder • Übelkeit und Erbrechen • Abdominelle Spasmen (Bauch- und Unterleibskrämpfe) • Diarrhoe (Durchfall) • Kein oder sehr unruhiger Schlaf • Muskelschmerzen oder -krämpfe • Schwitzen • Piloerektion (Gänsehaut), wiederholte Schauer • Schüttelfrost • Tachykardie (schneller Puls) oder Hypertonie (hoher Blutdruck) Daneben gibt es auch psychische Entzugssymptome wie Suchtdruck (Craving). Der Begriff «Craving» bezeichnet ein starkes Verlangen, Suchtmittel zu konsumieren und sind ein zentrales Merkmal einer Sucht. Auftreten und Ausprägung sind in hohem Masse zustands- und situationsabhängig. Craving wird meistens begleitet von Unruhegefühlen, Ängsten und depressiven Verstimmungen.
Drogensucht besteht im Wesentlichen aus den Komponenten «Abhängigkeit» und «Sucht». Abhängigkeit bedeutet dabei die Gewöhnung des Organismus an die externe Zufuhr von Opiaten. Sucht die Ausbildung (Konditionierung) von drängenden und zwanghaften Konsumimpulsen, die sich u. a. durch die neuropsychologischen Wirkungen der verschiedenen Opiate ergeben. Die Abhängigkeit lässt sich mit einem ESCAPE-Entzug relativ einfach beheben. Die Sucht muss mit der individuell richtigen Vorgehensweise behandelt werden. Die Erfolgsergebnisse sind in etwa ähnlich wie bei anderen chronischen Krankheiten. Es gibt jedoch keine schnellen Rezepte, oft braucht es beharrliche und wiederholte Therapieinterventionen, damit der daraus resultierende Lernprozess in eine dauerhafte Suchtfreiheit münden kann. Durch den komfortablen ESCAPE-Entzug und die hohe Wirtschaftlichkeit dieses Behandlungspfades ist es für Abhängige deutlich einfacher, sich mit ihrer Sucht auseinanderzusetzen und opiatfrei zu werden.
Drogensucht ist kein unabänderliches Schicksal. Sie entsteht durch die spezifische Wirkung der Opiate. Am Anfang steht meistens die Neugier. Wenn sich die Gefühle im Betroffenen durch diesen ersten Konsum günstig verändern, entsteht daraus das Bedürfnis nach einer weiteren Dosis. Unbemerkt und schnell gewöhnt sich der Körper an die Opiate. Eben glaubte man noch alles im Griff zu haben, und schon ist man «drauf». Die Opiatsucht ist eine Art Betriebsunfall beim Versuch, sich direkt im eigenen Kopf die Illusion einer angenehmeren Welt zu erschaffen. Das Gehirn verändert seine Funktionsweise, die Kontrolle des Verhaltens wird eingeschränkt. Der «freie Wille» wird durch drängende Konsumimpulse überlagert.

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