Was ist Oxycodon?

Oxycodon ist ein halbsynthetisches Opioid mit hohem Sucht- und Abhängigkeitspotential, das als Schmerzmittel zur Behandlung von starken bis stärksten Schmerzen eingesetzt wird. Die schmerzstillende Wirkung der Substanz übertrifft diejenige von Morphin um das ca. 1,5 fache.

In den USA löste die ungehemmte Verschreibungspraxis des oxycodonhaltigen Medikaments Oxycontin® eine Opioidkrise aus. Das Medikament wurde 1996 auf den amerikanischen Markt gebracht und als Schmerzmittel mit einem angeblich sehr geringen Suchtpotenzial aggressiv beworben. Daraufhin war ein jahrelanger Anstieg der Zahl von Drogenabhängigen und Todesfällen im Zusammenhang mit dem Missbrauch von opioidhaltigen Schmerzmitteln zu verzeichnen. Eine restriktivere Verschreibungspraxis führte bei vielen Betroffenen zum Umstieg von legalen oxycodonhaltigen Medikamenten zum illegalen aber billigeren Heroin. In den USA wird Oxycodon in diesem Zusammenhang auch «Hillbilly Heroin» genannt.

Oxycodon wird als Arzneistoff in Form von Hartkapseln, Tabletten mit rascher Freisetzung, Retardtabletten, Schmelztabletten, Lösungen zur oralen Einnahme, Injektionslösungen und Zäpfchen eingesetzt.

Wie wirkt Oxycodon?

Oxycodon ist ein reiner Agonist an δ-, κ- und µ-Opioidrezeptoren (Vermittlung von Effekten wie Euphorie, Schmerzlinderung, Herabsetzung der Atmung etc.) in Gehirn, Rückenmark und peripheren Organen (z.B. Darm).

Die therapeutische Wirkung von Oxycodon ist hauptsächlich schmerzstillend (analgetisch), angstlösend (anxiolytisch), hustenreizunterdrückend (antitussiv) und sedierend durch die Bindung an die endogenen Opioidrezeptoren im zentralen Nervensystem (ZNS).

Nach oraler Einnahme weist Oxycodon eine hohe absolute Bioverfügbarkeit von bis zu 87% auf. Die verhältnismässig rasche Freisetzung des Wirkstoffes bestimmter Präparate und eine relativ kurze Halbwertszeit, führen zu rauschartigen und euphorisierenden Wirkungen.

Der Arzneistoff wird in der Leber zum Hauptmetaboliten Noroxycodon, Oxymorphon, Noroxymorphon und diversen Glucuroniden verstoffwechselt und überwiegend mit dem Urin ausgeschieden.

Wie entsteht eine Oxycodon-Abhängigkeit?

Eine Oxycodon-Abhängigkeit entsteht schleichend. Am Anfang der Einnahme stehen häufig chronische Schmerzen oder eine missbräuchliche Einnahme. Hauptgründe für eine wiederholte Zufuhr des Medikaments sind die erwünschten Effekte wie Schmerzlinderung und besonders die psychische Erleichterung durch euphorisierende Wirkungen.

Mit der Zeit passt sich der Organismus an die Dauerzufuhr des Opioids an. Es entsteht eine Opiattoleranz. Die Gewöhnung verlangt nach immer höheren Dosen um den gleichen Effekt zu erhalten. Infolgedessen wird die Dosis nicht selten schrittweise, auf deutlich mehr als die empfohlene maximale therapeutische Empfehlung erhöht.

Das Absetzen der Substanz nach einiger Zeit (z.B. zur Überprüfung des Schmerzbildes) kann, zumeist auch unerwartet, zu körperlichen und psychischen Entzugssymptomen führen. Mit anfänglich nur leichten, mit Dauer des Ausbleibens aber immer stärkeren Symptomen verlangt der Körper nach erneuter Zufuhr von Oxycodon-Präparaten. Diesem heftigen, auch psychischem Verlangen wird dann meistens wieder entsprochen.

Die Angst vor Entzugssymptomen, erneut auftretende Schmerzen oder die Vermeidung von psychischem Unwohlsein nötigt viele Menschen mit einer Tramadol-Abhängigkeit oft zu einer chronischen Einnahme.

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg aus diesem Dilemma bietet der ESCAPE Oxycodon-Entzug.

Ich nehme seit vielen Jahren Oxycodon. Kann ich trotzdem aussteigen?

Die richtige Vorbereitung, das ESCAPE-Entzugsverfahren und angepasste Medikation auch in der Nachsorge verringern die Dauer, wie auch die Intensität zermürbender Entzugssymptome selbst bei hoher Dosierung und jahrelanger Einnahme. Die Alternative zum Ausstieg bedeutet nur allzu oft chronische, lebenslange Oxycodon-Abhängigkeit ohne Perspektive.

Gerne beraten wir Sie im Vorfeld einer Behandlung, wie sie auch eine höhere Dosierung schrittweise reduzieren können. Denn erfahrungsgemäss erhalten Menschen mit einer Oxycodon-Abhängigkeit bei der Umsetzung dieses Vorhabens oft wenig bis gar keine Unterstützung.

Wie verläuft ein Oxycodon-Entzug?

Beim Oxycodon-Entzug setzen die ersten Symptome schon nach einigen Stunden ein. Der Hauptteil des Entzugs dauert für gewöhnlich ca. drei Tage. Während dieser Zeit sind folgende Symptome möglich: Schwitzen, Gähnen, Tränenfluss, Appetitlosigkeit, Restless-Legs-Syndrom, Übelkeit, Erbrechen, Zittern, Stimmungsschwankungen, Ängste, Schlafstörungen, Tachykardie, arterielle Hypertonie, Unruhe, Dysphorie, Durchfall und anhaltendes Substanzverlangen (craving).

Mit unserer fachlich kompetenten Unterstützung können Sie diesen Entzug bewältigen. Die Entzugssymptome werden sofort nach Klinikeintritt durch den Einsatz des Neuro Jet®-Stimulators zuverlässig abgeschwächt. Der weitere Verlauf wird, zusätzlich zur Endorphin-Stimulation, mit situationsgerechter Medikation sowie persönlicher Unterstützung (auch während der Nacht) erheblich erleichtert. Der schwierigste Teil des Entzugsgeschehens ist zumeist nach ca. 3 Tagen geschafft und die Erholungsphase setzt ein. Am 4. Tag besuchen wir mit unseren Klinikgästen bereits ein Thermalbad. Das warme Wasser trägt auch dazu bei, etwaige noch leicht vorhandene Entzugssymptome günstig zu beeinflussen und die neugewonnene Freiheit bereits etwas zu geniessen.

Allfällig verbleibende leichte Entzugserscheinungen können in Abhängigkeit der Applikationsform, der eingenommenen Menge, des Alters und der Dauer des Konsums stark variieren. Durch eine gesunde Lebensweise werden die Selbstheilungskräfte des Körpers die Leistungsfähigkeit jeden Tag ein weiteres Stück wieder herstellen. Die dazu nötige Geduld und das nötige Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten begünstigen diesen Prozess.

Wichtiger Punkt: Durch den Wegfall des Betäubungsmittels werden sie nüchtern! Je nach Situation des Betroffenen ist das ein schwieriger oder überwältigender Prozess. Sie werden empfindlicher, die Wahrnehmung wird intensiver und die verschiedenen Emotionen sind deutlicher erlebbar («Auftauen der Seele»).

Was sind die Voraussetzungen für einen Oxycodon-Entzug?

Gerne klären wir mit ihnen zusammen in einem persönlichen Gespräch die Voraussetzungen ab. Dabei spielen Faktoren wie allgemeine Lebenssituation (Beziehungen, Arbeit), Gesundheitszustand (psychiatrische Diagnosen, chronische Schmerzen), Lebensalter, Menge, Applikationsform und Einnahmedauer der Substanz sowie Motivation zur Veränderung eine wichtige Rolle. Es sollte vor jeder Entzugsbehandlung ein klares Ziel in Bezug auf die Perspektiven bestehen. Dazu gehört z.B. eine einwandfreie somatische Vorabklärung, insbesondere bei Patienten und Patientinnen, die aufgrund einer Schmerztherapie eine Oxycodon-Abhängigkeit entwickelt haben.

Ab welcher Dosierung kann ein Oxycodon-Entzug erfolgen?

Ein Entzug kann ab einer Dosierung von ca. 120 - 180 mg / Tag stattfinden. Sollten Sie aktuell höher dosiert sein, fragen Sie uns an. Wir beraten Sie gerne, wie sich auch dieses Problem lösen lässt.

Welche handelsüblichen Medikamente gibt es?

Oxycodonhaltige Medikamente sind unter verschiedenen Handelsnamen (länderspezifisch von einem bestimmten Hersteller gekennzeichnet und vertrieben) erhältlich:

  • z.B. Carenox®, Maridolor®, Merlodon®, Oxygesic®, Oxycontin®, Oxygerolan®, Oxynorm®, Targin®.

Aufgrund des Missbrauchspotentials und der Gefahren von Oxycodonsucht und Oxycodonabhängigkeit werden vermehrt Kombipräparate mit Naloxon (z.B. Targin®) verschrieben.

Welche häufigen unerwünschten Nebenwirkungen sind bekannt?

Verstopfung (Obstipation), Übelkeit, Erbrechen, Juckreiz, Appetitabnahme bis Appetitverlust, Angst, Verwirrtheit, Schlaflosigkeit, Nervosität, Denkstörungen, Depressionen, Tremor, Schwindelgefühl, Kopfschmerz, Schläfrigkeit, Trägheit, Atembeschwerden (Dyspnoe), Bronchospasmen, Abdominalschmerz, Durchfall (Diarrhoe), Mundtrockenheit, Dyspepsie.